Nummer 26.

Oldtimer

Nummer 26.

Der Frontlenker LP 329 von Werner Lachnit: keine große Schnauze.

Ein Schrottplatz auf der Schwäbischen Alb 1982: Werner Lachnit ist auf der Suche nach Ersatzteilen für seinen Traktor. Teile finden und dann schnell wieder heim, das ist der Plan. Aber plötzlich macht er eine Entdeckung, die dann doch etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt: In einer Ecke steht ein blau-grüner Pritschen-Lkw.

„Welches Modell ich da vor mir hatte, wusste ich nicht. Nur, dass der Lkw den Stern trug“, erzählt Lachnit heute. Klar war dem Aalener aber, dass er das Fahrzeug haben musste: 500 DM hat er damals investiert. „Das Auto war in einem ganz guten Zustand. Das habe ich gleich gesehen.“

 Vom LP 329 wurden 629 Stück gebaut – einer gehört Werner Lachnit

So ganz schlau wurde Werner Lachnit noch nicht aus seinem Oldtimer. „Ich hatte ja keine Papiere, und die Typennummer steht auch nicht an der Tür.“ Auf die richtige Spur brachte ihn die Fahrgestellnummer. „Die beginnt mit einer 3, einer 2 und einer 9. Das war also die Baureihe. Ich hatte eigentlich vermutet, dass es sich um einen 334er handelt. Das war der einzige Lkw dieser Art, der mir geläufig war.“

Ein glücklicher Zufall brachte noch mehr ans Tageslicht: In der Werkstatt erkannte ein Kunde den Oldtimer. „Es stellte sich heraus, dass das Fahrzeug einst zu einem Sägewerk in der Region gehörte. Der Mann kannte sogar den Fahrer von damals.“ Dem stattete Lachnit an einem Samstagnachmittag einen Besuch ab. „Der war natürlich begeistert, dass es das Auto noch gab.“ Seitdem kennt Werner Lachnit die ganze Geschichte seines Schmuckstücks.

Lediglich 629 Exemplare des LP 329 liefen in Gaggenau vom Band. Der Lkw von Werner Lachnit stammt gleich aus dem ersten Baujahr, 1957. Aus den Aufzeichnungen des Aufbauherstellers Wackenhut geht hervor, dass Lachnit die Nummer 26 erworben hatte.

 Vom LP 329 wurden 629 Stück gebaut – einer gehört Werner Lachnit

Bis das Fahrzeug fertig restauriert war, dauerte es mehrere Jahre. Außer einer neuen Zylinderkopfdichtung fehlte es dem Motor an nichts. Die Pritsche baute Werner Lachnit komplett neu auf. Auch das Fahrerhaus hatte einige neue Bleche nötig. Der Tank wies einen Riss auf. „Da muss ihn während seiner Zeit im Schuppen mal ein Gabelstapler erwischt haben.“

Anerkennung in der Oldtimer-Szene gab es nach der Restaurierung zunächst nicht. „Die Leute haben mich gefragt, was ich mit einem Frontlenker will. Lkw-Oldtimer müssen eine Schnauze haben, so hieß es damals.“ Auf dem ersten Oldtimer-Treffen, das er mit dem LP 329 besuchte, sollte er ihn sogar draußen auf dem Parkplatz stehen lassen. „Mittlerweile hat sich das natürlich geändert“, sagt Werner Lachnit.

Längere Fahrten unternimmt er mit dem blau-grünen Blickfang nicht. „Man ist den modernen Lkw einfach nur im Weg.“ Auf dem ein oder anderen Oldtimer-Meeting in Süddeutschland ist er mit seinem LP 329 aber dennoch anzutreffen. 

Mercedes-Benz LP 329.
Baujahr:
1957
Motor:
OM 315
Zylinderanordnung:
R6
Hubraum:
8.280 cm³
Leistung:
145 PS
Getriebe:
6-Gang

Fotos und Video: Jan Potente